ine kleine Ewigkeit schon, hatte ich dieses Objekt auf meiner Liste, unbesucht und unbedacht von mir. Selten kommt soetwas nicht vor, dass man irgendwie immer um bestimmte Orte herum navigiert; mal sind sie zu weit abgelegen, mal zu nah, mal vielleicht einfach zu heruntergekommen. Es sind die Objekte der zweiten Liga, könnte man boshaft sagen – Orte, die schon zu lange, zu vielen Menschen bekannt sind und bereits so arg der Zerstörungswut der geistig Umnachteten anheim gefallen sind, dass man sich das Elend fast schon ersparen möchte.
Macht halt dann doch schon einen gewissen Unterschied für die empfindliche Entdeckerseele, ob der Ort von der Natur, oder vom lokalen Kevin niedergerissen wurde. Auch der Unterschied zwischen natürlichem Bewuchs und einem Penis-Graffiti (einem der beliebtesten Motive überhaupt), sanft in neon-gelb an die fotogenste Stelle gesprüht, kann entscheidend für die Benutzung der Kamera sein.
Hier war es hart an der Grenze für mich, da der Ort zwar von natürlichem Verfall geprägt war, jedoch ausreichend Spuren menschlicher Verblödung vorhanden schienen, so dass es sich beinahe nicht mehr lohnte ihn einzufangen. Bewahrheitet hatte sich hier jedoch wieder meine Erkenntnis: Es ist nicht immer der Ort, sondern oft auch einfach nur das “draußen sein” – der leichte Hauch eines Roadtrips, der einen Ausflug “schön” macht.
Another brick in the wall
Zwar wusste ich schon zuvor was hier zuvor produziert wurde, doch suchte ich neugierig nach Spuren der einstigen Ziegelproduktion vor Ort. Es war dann doch etwas anderes, wenn man vor Ort die Spuren des Geschehenen sehen konnte, als nur von ihnen zu hören und zu lesen. Neben der reinen Neugierde, schärft diese Beschäftigung auch ein wenig die Fähigkeit einen Ort zu lesen; irgendwann weiß man über solche Werke genug, um auch fehlende Objekte oder Nebengebäude erkennen zu können.
So denkt man bei Dampfmaschinen direkt an die notwendige Wasserversorgung, somit also an Brunnen, Pumpen oder Wasserläufe. Es ergänzt sich alles, Stück für Stück und mit wachsender Erfahrung und Wissen. Außerdem merkt man, dass die Bündel von Rockwool-Resten, welche sich geschickt verteilt vorfinden lassen, nicht vom Objekt selbst, sondern von einem Häuslesanierer stammen dürften. Da wollte augenscheinlich jemand ein paar Euro Entsorgungskosten sparen, indem er sie jemand anderem aufdrückt. So viel zum Thema Respekt.
Sonst noch was? Eigentlich nicht, außer dass ich vom Besuch vor Ort eigentlich nur abraten könnten – aus Sicherheitsgründen: Die Dachbalken der Einzelgebäude, die bis auf Kopfhöhe und darunter herunterhingen, sorgten für ein Magengrumeln, vorallem weil sie fast freischwebend mehr als einmal auf mich und meine zarten Organe zeigten und sich nur nur wegen eines unbeugsamen Nagels nicht in sie Bohren konnten. Ein falscher Huster, Windstoß, oder gewalttätiger Schmetterling könnte so einen Balken auf die Reise schicken. Unangenehm.
Steht halt auch nicht ohne Grund “Betreten verboten” auf den Schildern – sollte man sich auch dran halten.