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Maison Leonie

Maison Leonie
RR

Besucht im Jahr 2016

I

mmer wieder die eine, stets bohrende Frage: Warum lässt man ein Haus derart zurück? Warum lässt man es so verfallen? Die Frage bohrt, sticht, nervt – weil ich sie nicht zufriedenstellend für mich beantworten kann.

Die Frage drängt sich aber immer auf, bei jedem Besuch eines verlassenen Wohnhauses. Dabei gebe ich es aber auch bewusst zu und muss es sagen: Ich habe keine sonderliche Vorliebe für diese Art von Objekten. Wohnhäuser ziehen mich nicht sonderlich an und ich fühle mich immer unwohl, wenn ich durch die Hinterlassenschaften und die gute Stube der ehemaligen Bewohner wandere.

Es hat dabei für mich auch etwas mit Respekt zu tun, der mir eine sonderliche Freude vor Ort verwehrt und mich mit vielen Gedanken straft, während ich versuche Motive zu finden.

Hier, in diesem Wohnbereich eines verlassenen Bauernhofes, war dieses Empfinden, diese Unbehaglichkeit, besonders prägnant für mich. Lag es an den Hinterlassenschaften, die überall zu finden waren? Vielleicht.

Vieles in dem Haus war schon von übereifrigen „Urbexern“ dekoriert worden, zurechtgerückt. Man wollte fotografierenswerte Motive schaffen, aber in Realität zerstörten meine Vorgänger nur die Zeitkapsel, die dieser Ort einmal war. Tine Wittler wäre stolz auf sie gewesen, aber mit der Entdeckung unberührter Orte hatte dies nichts mehr zu tun. Ein weiterer Grund für mich, weswegen mein Herz vermehrt für Industrie schlägt: Hier sind die Dekorateure eher selten anzutreffen.

Was mir nebenbei noch leichte Sorgen bereitete: Frische Reifenspuren im Innenhof deuteten auf Aktivität, oder eine gelegentliche Kontrolle hin. Ich verhielt mich leise, schlich durch die Räumlichkeiten und blieb dabei immer ein wenig geduckt, wenn es an Fenstern vorbeiging. Egal ob Gardinen hingen – ich beruhigte mich immer ein wenig selbst damit und sorgte dafür, dass ich nicht unvorsichtig wurde.

Vergleichbare Gedankengänge hatten die anderen illegalen Besucher nicht, die nach einiger Zeit erschienen und sich lautstark unterhaltend in das Objekt begaben. Es macht hierbei übrigens keinen Unterschied, welcher Nationalität die Besucher angehören: Arschlöcher sind international und seit dem „Durchbruch“ von Urbex ein allgegenwärtiges Phänomen.

Während sich die dazugestoßene Gruppe aus 8 Personen im Haus zu verteilen begann, vor Kameras herumlief, zu blöde zum Grüßen war und in den obersten Etagen über Boden lief, der sich unter den Füßen lustig nach Pudding anfühlte, begann ich mit dem geordneten Rückzug. Wer auch immer hier nach dem Rechten sah, dem würde dieser Trubel sicherlich nicht gefallen.

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