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Firestone

Der Blog – gelesen von Sascha Faber
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Firestone

What matters most is how well you walk through the fire“ – Charles Bukowski.

Let them burn
RR

Besucht im Jahr 2022

L

eider, so muss ich sagen, kann ich hier nicht die Geschichte des Ortes niederschreiben, die es durchaus verdienen würde hier umfassend ihre Erwähnung zu finden. Sie ist nämlich bewegt, wechselhaft und von einer Sache geprägt: Unternehmertum. Zwischen Kriegen, Zerstörung und Niedergang, zwischen Betriebsausflügen, Stellenabbau und Modernisierung.

Man findet viele Parallelen zu den einstigen Industriegrößen und vielen mittelständischen Betrieben der alten Republik, die allesamt ihren Untergang fanden.

Die Erfahrung

Was den Besuch betrifft, so hatte ich dieses Objekt schon sehr lange auf meiner Wunschliste, wurde aber stets von den Autohändlern abgehalten welche sich in den weitläufigen Hallen der Fabrik eingenistet hatten. Die Gesellen wirkten ein wenig dubios – und dies nicht nur auf den ersten Blick: Fuhr man an dem Gelände vorbei dauerte es in der Regel keine Minute, ehe jemand der Bewohner vor den großen Toren auftauchte, argwöhnisch um sich blickte und durchaus auch mal das Nummernschild des vorbeifahrenden Wagens notierte.

Ein durchaus seltsames Verhalten, für einen Auto- und Teilehändlerbetrieb. Die tiefergehenden Motive dieser Vorgehensweise wollte ich nicht ergründen, so dass ich mich auf kurze Stippvisiten beschränkte, stets in der Hoffnung einmal niemanden vorzufinden. Über Jahre wurden meine Hoffnungen immer enttäuscht, der Kamin wurde immer schiefer, mein Kennzeichen sehr oft notiert und wirklich zum Erhalt der Anlage trugen die damaligen Mieter/Besitzer/Besetzer nicht bei, so dass die Substanz von Jahr zu Jahr mehr verkam.

Der Witterung ungeschützt ausgesetzt, brachen die Dächer einiger Hallen ein und auch ein Feuerchen trug nicht zur Aufwertung der Grundsubstanz bei. Insgeheim hatte ich diesen Ort schon abgeschrieben und im Geiste als Opfer einer warmen Sanierung abgehakt, als ich dann durch einen Artikel in einer Lokalzeitung darauf aufmerksam wurde, dass hier ein neuer Besitzer vorhanden war und die “Altlasten” ausgezogen waren. Die Kamera eingepackt, ein, zwei Begleiter (“partners in crime”) angerufen und einen Senioreneingang gefunden, der geradezu auf mich gewartet zu haben schien.

Was soll man ansonsten zu diesem Erlebnis, und Ort, noch schreiben? Recht viele leere Hallen, wenige Toiletten und Trittstufen aus Metall, die sich ganz amüsant jedem Schritt und Fuß anzuschmiegen versuchten. Wer ausreichend Wahnwitz besitzt, der wird hier als Besucher seine Freude finden – für einen fotografisch orientierten Menschen bleibt nur ein Licht- und Farbenspiel, welches durchaus manchen Angstschweiß rechtfertigt. Lohnenswert, absolut – nur etwas lebensmüde muss man sein.

Doch trotz aller Zerstörung und eines möglichen Abrisses: Keine Info, kein Hinweis. Die “Szene” verkommt immer mehr und ich habe keine Lust mehr auf Feuerteufel, durch Dächer brechende Kinder und andere Gestalten mit niederen Absichten.

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