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Schieferwerk

Das Schieferwerk
RR

Besucht im Jahr 2014

S

chiefer könnte man als „europäisches Kulturgut“ bezeichnen; egal welches Dorf auf dem Kontinent niedergebrannt, welche Stadt auch immer geschliffen und welches Bombardement auch immer stattfand – überall war mit Gewissheit in Europa ein Haus mit Schieferdeckung dabei, welches eine nicht so ganz schöne Zeit für sich erleben musste.

Während man sich also in allerlei Vielfalt die Schädel einschlug, neue Wege der Entleibung erdachte und dabei auch keine Gelegenheit ausließ, sich gegenseitig die Hölle auf Erden zu bereiten (Stichwort: „Magdeburger Hochzeit“ – dagegen wirkt die rote Hochzeit wie ein Kindergarten), machte man sich ganz woanders daran wieder Material für die bald wiederaufzubauenden Häuser zu fördern.

Schiefer zur Deckung der Dächer, als nicht immer lokal vorkommende Ressource, hatte hierbei durchaus eine Sonderstellung, wurde aber (wie alle, eigentlich guten Dinge) dann irgendwann von modernen Mitteln abgelöst. Schiefer war out, altmodisch und sowieso pfui. Wie so oft aber, erlebt der einst „altmodische, unmoderne“ Werkstoff dann aber sein Revival ein paar Jahrzehnte später – sei es, weil man keine hochgiftigen Ressourcen einsetzen muss, an denen die Natur zugrunde geht, oder weil die Methoden halt doch nicht so ganz doof waren, welche die Altvorderen einsetzten.

Im Fall von Schiefer spielt natürlich auch der Punkt Energienutzung eine nicht allzu geringe Rolle: Die Bergwerke sind in der Regel nicht außergewöhnlich tief, eine Förderung effizient, der Stein wird in der Endverarbeitung manuell behauen und das Zeug bleibt einfach mal eben 100 Jahre auf dem Dach, ehe man an eine Erneuerung denken muss. Da sind die Erbauer längst Dünger für den Apfelbaum – und der Enkel kann sich schon einmal Gedanken über den Verkaufswert machen (will bestimmt nach Berlin ziehen, oder sich selbst und ein paar Parasiten auf einer Asienreise finden). Da stinkt der Ziegel durchaus ab.

Was hat das aber alles mit den Bildern zu tun, die ich hier abliefere?

Nun, auch wenn es (wenn ich es richtig gedeutet habe) nicht der typische Tonschiefer für die Deckung ist, welcher hier im Werk gefördert wurde, hat er dennoch Potenzial in sich: Die Rückbesinnung auf alte Baustoffe – verbunden mit einer lokalen Produktion eben jener. Beton, einer der größten CO² Sünder, kommt immer mehr in Verruf, zudem mittlerweile auch die Ressourcen dazu knapp werden und man den Beton nicht so einfach für andere Dinge wiederverwenden kann; einmal auskristallisiert, sind die darin befindlichen Stoffe gebunden und die schönste Nachnutzung besteht in der Produktion von Splitt. Hui. Da wäre vielleicht eine Schiefermauer fürs heimische Gartenerlebnis schicklicher als der frisch gegossene Kübel.

Niedrige Transportkosten, lange Haltbarkeit, unzählige Jahrzehnte und teils Jahrhunderte an Erfahrungen mit den Werkstoffen… es spricht vieles dafür, sich wieder ein wenig auf „old school“ zu besinnen. Vielleicht erleben dann auch Werke wie dieses, welches in einem luxemburgischen Grenzort auf seine Wiedererweckung wartet, eine zweite Blüte und können erneut die Häuslebauer beliefern. Schöne Vorstellung.

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