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Der Reifenhändler

Der Reifenhändler
RR

Besucht im Jahr 2018

D

urststrecken gibt es immer wieder einmal und vergleichbar mit der Landwirtschaft, geht auch beim “urbanen Erkunden” der Großteil der Kollegen in die Winterpause, mummelt sich daheim vor dem Radiator in die Ikea Plasteflauschdecke und harrt der Dinge die da kommen. Einige jagen auch nach Italien hinab, oder hetzen durch die Dörfer Frankreichs – immer in der pochenden und nie enden wollenden Hoffnung, doch noch ein richtiges Chateau zu finden, prall gefüllt mit fotografierenswerten Gegenständen. Verzweifelte Zeiten, verzweifelte Taten.

Frankreich war mir stets -wie auch Italien- zu weit und einen Urlaub opfern, um währenddessen zu urbexen? Ansichtssache. Derzeit sitze ich auch mit einer Sinusitis (Nebenhöhle in Flammen) und leichten Bronchitis auf der Couch, erfreue mich an regelmäßigen Fieber- und Migräneschüben und bin ansonsten auch nicht gerade in der Lage, mich ins Auto zu setzen und große Strecken abzufahren. Währenddessen wurde meine Frau einkaserniert in der Dermatologie und bekommt Humira, Sonnenbank und den akuten Lagerkoller, weil sie wieder zu mir will. Was bleibt?

Wenig, außer alte Sachen aufarbeiten, als Mann wieder den Haushalt zu schmeissen mit pochendem Schädel Fotostrecken, die seit langer Zeit auf der Festplatte liegen und nach Aufmerksamkeit dürsten, in den Minuten auf der Couch (und hoffentlich mal ohne Kopfschmerzen) zu bearbeiten.

Zufälle gibt’s…

In Zeiten von Durststrecken, in denen man nichts auf der To-Do Liste hat was eine Anfahrt rechtfertigen würde, stürze ich mich immer auf die simpelste und primitivste Art der Locationsuche: Google / Bing Maps, eine Kanne Tee und eiserne Geduld, die an purer Stupidität grenzt. Einige Stunden habe ich so schon vor dem Monitor verbracht, Belgien über den Luftweg erkundet und manches Mal mit Schrecken festgestellt, dass mir eine Navigation an manchen Stellen nur dank Geländemerkmalen gelang (“der Hubbel liegt bei Verviers, guck!”). So erging es mir auch, als ich diesen Ort per Zufall entdeckte und ihn hastig notierte.

Warum hastig? Als ich die Luftaufnahmen inspizierte, erkannte ich mehrere Autos, teils ausgeschlachtet, die im hinteren Bereich der Anlage weilten und genau meinen Fetisch bedienten, der sich über die Jahre entwickelt hatte: Alte, rostige Autos.

So düsten wir also an einem Wochenende dorthin, ohne jegliche Kenntnis der Situation vor Ort (so sollte es eigentlich immer sein) und die Vorfreude war groß – doch… die Autos waren weg, verschwunden, verschleppt. Keine rostigen Blinker, keine freiliegenden Motorenblöcke, aus denen Bäumchen wuchsen. Nichts. Wir waren zu spät, um den großen Fund gemacht zu haben. Manchmal kriegt man eben die Zitronen vom Leben präsentiert – und dabei trinke ich nicht einmal gerne Limonade…

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