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Villa Lancia

Villa Lancia / Maison Lancia / Viva Lancia
RR

Besucht im Jahr 2019

M

ir bricht es immer das Herz, wenn ich an solchen Orten bin; alte Autofriedhöfe, an denen der Rost die einst geliebte Gebrauchsgegenstände verzehrt. Klar, ein Auto ist nur ein Gegenstand, dem man besser keine emotionale Wertung zukommen lässt. Klar. Doch, auf der anderen Seite…

Irgendwie können dann Gegenstände (oder allgemeiner: Tote Objekte) doch Emotionen erzeugen und für Regungen sorgen, in den sonst so kalten Herzen der modernen Menschen. Beispiel? Kaum brennt Notre-Dame, fließen die Tränen und die Spendengelder der Zuschauer. Da kann kein hungerndes Kind im Fernseher mithalten, erst recht kein Kriegswaise. Da soll es dann abwegig sein, wenn ein Mensch eine persönliche Bindung zu einem Fahrzeug aufbaut? Rein platonisch versteht sich – denn auch hier gibt es Grenzen (spätestens beim Durchmesser des Auspuffrohrs).

Ein Auto bedeutet nämlich nicht nur ein Explosionsrodeo auf vier Rädern, nein, es bedeutet auch (und in erster Linie) “Freiheit”. Man ist frei dorthin zu fahren, wohin einem die technischen Mängel kommen lassen und die Tankfüllung zu bringen vermag. Zu jeder Zeit, an jedem Tag. Man ist frei mit einem Auto, wenn auch nur geographisch betrachtet.

Wenn dann noch Dinge hinzukommen, die über die reine Funktionalität hinausgehen, wie, z.B., ein ansprechendes Design, die stets überbewertete “Sportlichkeit” und der Komfort, den man so oft nicht einmal in den Wohnzimmern der Besitzer so vorfinden könnte, dann ist es ganz um den Menschen geschehen und nicht selten bekommt der Wagen noch einen Namen, über die Jahre noch so manche Macke und den einen, oder anderen Aufkleber. Manchen noch nicht einmal mit dem Einverständnis des Besitzers…

Der Wagen bekommt Charakter – und es entstehen Erinnerungen.

Hier fanden wir dann zahlreiche Erinnerungen, die achtlos abgelegt schienen; Lancia Flavias in verschiedenen Ausführungen und noch ein paar Modelle mehr, der einstigen Edelmarke aus Italien (meinen Dank an Lars Avanzini für die Identifikation der Modelle). Selbstgemauerte Gruben deuteten jedoch auf ein reges Schraubertrreiben und einen achtlosen Umgang mit Betriebsstoffen hin, derer im Untergrund durchaus einige Hektoliter zu finden sein dürften (was in Belgien keinen sonderlich stört, oder früher zumindest störte). So achtlos war es dann eben doch nicht und ich fragte mich: Wollte hier jemand seiner Sammelleidenschaft nachgehen? War hier eine private KFZ Werkstatt? Das Haus, dessen Innenleben absolut nicht fotogen war und auch für eine Dokumentation nicht gereicht hätte, gab darüber kaum Aufschluss und mein inneres Hygienebedürfnis verweigerte zudem intensivere Recherchen.

Eine Schande, wie so oft, um das Zurückgelassene.

Unweigerlich musste ich an etwas denken, als ich diesen Text verfasste… Der erste Wagen der noch nicht ganz mir gehörte, aber den ich bereits häufigst mitbenutzen durfte, war ein Mazda 323 Coupe, Modellreihe BA, in der Sonderausstattung Gold (satte 88 PS, aus 1,5 Litern). Ein absolut robustes Auto, welches über 200.000 km und einen leichtsinnigen Fahranfänger mitmachen und auch die ersten Jahre überleben durfte. Getrennt hat uns dann im Endeffekt ein Smart, eine Landstraße und mein Blick auf’s Radio. Irgendwie hängt man auch Jahre später noch daran.

Weiterer Stoff

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