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Der alte Friedhof von Verviers

Der alte Friedhof von Verviers - Unterwegs mit Jörg Bergs
RR

Besucht im Jahr 2017

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riedhöfe haben immer etwas besonderes an sich, abgesehen vom üblichen Geschwurbel der Esoteriker über Geister und Ley-Linien; Sie sind ein Ort besonderer Ruhe, fernab der Hektik des üblichen Stadtlebens. Sie sind ein Zentrum innerer Einkehr, weil sie eben genau diese Möglichkeit bieten. Zwischen Bäumen und beschaulichen Statuen, die aus anderen Zeiten stammen und von einer vergessenen Handwerkskunst zeugen, entsteht eine besondere Atmosphäre, die einen die Last von den Schultern nehmen kann.

Berufsbedingt, fehlt mir der anerzogene Reflex der inneren Abscheu, die manche Menschen auf Friedhöfen empfinden. Ich komme gerne hierher, spaziere zwischen den Gräbern, entdecke Kunst im Kleinen, wie auch im Großen. Friedhöfe sind für mich auch immer ein Abbild der Gesellschaft, oder einer jeweiligen Epoche – und fast nur noch niedergeschriebene Geschichte kann noch mehr berichten. Wenn man dann also die Augen offen hält, entdeckt man so ganz besondere Zeugnisse einer Zeit: Woher stammen die verwendeten Steine? Die Zeichen auf den Gräbern? Die Namen?

Den Belgiern ist es wohl eigen, dass auf den Gräbern Bilder der Verstorbenen zu finden sind, welche auf Porzellan ausbelichtet wurden. Wie dieses Verfahren funktioniert, ist mir bis heute ein Rätsel, da diese Bildnisse Wind und Wetter trotzen und dabei, über die Jahrzehnte, nur wenig an ihrer originalen Darstellung verlieren. Auch sind die Gräber zumeist, wie im frankophonen Bereich allgemein üblich, Steingräber die teils oberirdisch angelegt wurden. Eine andere Eigenheit zeigt sich insbesondere hier, auf dem alten Friedhof von Verviers, die es so in Deutschland nur selten gibt: Die Gräber sind mehrere Jahrzehnte alt, kaum gepflegt und sich selbst überlassen, während wenige Meter weiter frische Grabstätten angelegt wurden.

So kann man mit nur wenigen Metern Fußmarsch eine Zeitreise beschreiten, die viele Fragen aufwirft und, sofern man sich nicht einschlägiger Literatur bedient, diese auch unbeantwortet lässt. Eine wäre, z.B., die Häufigkeit von Freimaurerzeichen, die man auf vielen Gräbern höherer Repräsentanten der Gemeinde vorfindet. Die Memento Mori, die als Totenschädel immer wieder auftauchen.

So kann ich es nur jedem empfehlen, sich diesen Ort mit Zeit und Muße anzuschauen, aber vor allem auch mit dem nötigen Respekt – vor den Gefühlen der Angehörigen und der Totenruhe.

Mein besonderer Dank gilt übrigens meinem guten Freund Jörg Bergs, der mir dieses Kleinod zeigte und mich fotografisch auf dieser Reise begleitete.

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